Grünes Geld, grüne Bank: Nachhaltig finanzieren leicht gemacht

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In der heutigen Finanzwelt gewinnt das Konzept der nachhaltigen Bank zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, ihr Geld nachhaltig anzulegen und dabei nicht nur finanzielle, sondern auch ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Diese Entwicklung hat einen Einfluss auf die gesamte Finanzbranche und führt zu einem Umdenken bei Banken, Investoren und Kunden gleichermaßen.

Der Artikel beleuchtet verschiedene Facetten des nachhaltigen Finanzwesens. Er untersucht Anlagestrategien für Privatanleger, grüne Kredite und Hypotheken sowie nachhaltige Geschäftspraktiken im Firmenkundenbereich. Zudem werden die Rolle der Digitalisierung, internationale Perspektiven und die Wichtigkeit von Bildung und Transparenz im Bereich sustainable finance erörtert. Ziel ist es, einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten zu geben, Geld nachhaltig und verantwortungsvoll zu verwalten.

Der Wandel zur nachhaltigen Finanzwirtschaft

Historische Entwicklung

Die Integration von ESG-Kriterien und nachhaltigen Geldanlagen hat eine lange Geschichte. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert gab es religiös motivierte Investoren, die christliche oder andere ethisch-weltanschaulich geprägte Werte als Basis für Finanzentscheidungen nahmen. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden dann die ersten modernen, sozial-ökologisch ausgerichteten Banken, die ihre Geschäftsaktivitäten an Nachhaltigkeitserwägungen ausrichteten. Beispiele hierfür sind die 1974 gegründete GLS Gemeinschaftsbank in Deutschland und die 1980 in den Niederlanden gegründete Triodos Bank.

Um diesen nachhaltigen Finanzinstituten mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, wurde 2009 die Global Alliance for Banking on Values (GABV) gegründet, die heute rund 70 Mitglieder weltweit zählt. Parallel dazu nahm nach der globalen Finanzkrise von 2008 die Nachfrage nach und das Angebot von nachhaltigen Geldanlage-Möglichkeiten deutlich zu. Viele Finanzmarktakteure begannen, Nachhaltigkeitsfonds für private und institutionelle Kunden aufzulegen.

Aktuelle Trends

Seit 2015 hat das Thema Sustainable Finance eine neue Dynamik erfahren. Vor dem Hintergrund internationaler Vereinbarungen wie den UN Sustainable Development Goals (SDGs) und dem Klimaabkommen von Paris nahm das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Finanzsektor und Transformation stark zu. Der Begriff „Sustainable Finance“ etablierte sich und wird mittlerweile als der große Megatrend im Finanzsektor betrachtet.

Heute positionieren sich fast alle Institute positiv zum Thema Nachhaltigkeit. Pioniere und „early adapters“ haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Geschäftsprozesse rentabel sein kann. Nun breitet sich das Thema, auch aufgrund zunehmender Regulierung, im gesamten Finanzmarkt aus.

Ein wichtiger Trend ist die systematische Berücksichtigung von Umwelt-, Gesellschafts- und Unternehmensführungs-bezogenen Nachhaltigkeitskriterien (ESG) in Finanzentscheidungen. Ziel ist es, privates Kapital zu mobilisieren, in nachhaltige Aktivitäten umzulenken und besser mit Nachhaltigkeitsrisiken umzugehen.

Zukunftsprognosen

Die Zukunft der nachhaltigen Finanzwirtschaft verspricht weiteres Wachstum und Entwicklung. Es wird erwartet, dass Sustainable Finance zunehmend zum „New Normal“ wird. Allerdings ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis das Thema in sämtlichen Finanzinstituten über alle Funktions- und Geschäftsbereiche hinweg systematisch und konsequent integriert ist.

Die EU geht davon aus, dass zur Erreichung der Klima- und Energieziele bis 2030 ein jährlicher Investitionsrückstand von fast 180 Milliarden Euro aufgeholt werden muss. Für Deutschland schätzt die Kreditanstalt für Wiederaufbau, dass für eine Treibhausgasneutralität bis 2045 fünf Billionen Euro nötig wären. Diese Zahlen verdeutlichen die enormen Herausforderungen, aber auch die Chancen für den Finanzsektor.

Es wird erwartet, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in Zukunft noch wichtiger wird. Diese Risiken wirken in zwei Richtungen: Einerseits können Nachhaltigkeits-Risiken aus der Umwelt auf Unternehmen und ihre Finanzierer wirken, andererseits können sich Risiken auch durch die Auswirkungen von Unternehmen und ihren Finanzierern auf die Umwelt ergeben. Die adäquate Bewertung und das Management dieser Risiken werden zu entscheidenden Kompetenzen im Finanzsektor.

Nachhaltige Anlagestrategien für Privatanleger

Grüne Fonds

Nachhaltige Investmentfonds gewinnen zunehmend an Bedeutung und verzeichnen ein starkes Wachstum. Immer mehr Anleger achten nicht nur beim Konsum auf ethische und ökologische Aspekte, sondern auch bei der Geldanlage. Grüne Fonds bieten eine alternative Lösung, bei der sowohl Rendite als auch Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen.

Im deutschsprachigen Raum haben Anleger eine breite Auswahl an Fonds, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Diese Fonds unterstützen ökologisch sinnvolle Branchen, investieren in Unternehmen mit sozialem Engagement oder schließen beispielsweise den Handel mit Rüstung oder Waffen aus. Zu den Optionen gehören nachhaltige Aktienfonds, Rentenfonds und Mischfonds, die auch als börsennotierte Indexfonds (ETFs) verfügbar sind.

Die Auswahl der Aktien in diesen Fonds erfolgt in der Regel anhand der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Unternehmen, die Umweltschutz, soziale Aspekte und eine ethische Unternehmensführung nachweislich in ihrem Geschäftsmodell und in der täglichen Arbeit berücksichtigen, werden bevorzugt aufgenommen. Viele Fonds arbeiten nach dem Best-in-Class-Ansatz, bei dem die besten Unternehmen einer Branche in Bezug auf Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung ausgewählt werden.

Impact Investing

Impact Investing geht einen Schritt weiter als herkömmliche nachhaltige Investitionen. Es zielt darauf ab, neben der finanziellen Rendite auch eine messbare, positive soziale und ökologische Wirkung zu erzielen. Diese Anlagestrategie hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Impact Investments decken eine Vielzahl von Themenfeldern ab und orientieren sich häufig an den 17 UN Sustainable Development Goals (SDGs). Sie tragen dazu bei, globale Herausforderungen wie den Kampf gegen den Klimawandel, Armut und Ungleichheit gezielt zu unterstützen und nachweisbare positive Veränderungen herbeizuführen.

Ein wichtiger Aspekt des Impact Investing ist das Active Ownership. Privatanleger haben die Möglichkeit, durch aktive Beteiligung Einfluss auf die Unternehmensstrategie zu nehmen und Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Dies kann durch die Ausübung von Stimmrechten geschehen, eine Option, die vielen Anlegern oft nicht bewusst ist.

Nachhaltige ETFs

Nachhaltige ETFs kombinieren die Vorteile herkömmlicher ETFs mit einem ethischen und nachhaltigen Anlagefokus. Sie bilden spezielle nachhaltige Indizes nach, wie beispielsweise den MSCI World SRI, MSCI World ESG, Dow Jones Sustainability Index (DJSI) oder DAX ESG.

Diese ETFs zeichnen sich durch spezifische Merkmale aus, die auf ihre Nachhaltigkeit hinweisen. Dazu gehören ESG-Richtlinien (Environmental, Social and Governance) und SRI-Richtlinien (Socially Responsible Investment). Oft tragen sie Bezeichnungen wie „sustainable“, „sustainability“ oder „low carbon“.

Im Vergleich zu herkömmlichen ETFs enthalten nachhaltige ETFs oft weniger Titel und legen mehr Wert auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien. Sie schließen häufig Unternehmen aus bestimmten Branchen oder mit ethisch bedenklichen Praktiken aus.

Nachhaltige ETFs bieten gegenüber aktiven nachhaltigen Fonds den Vorteil, dass sie passiv verwaltet werden und dadurch kosteneffizienter sind. Dies kann langfristig zu einer höheren Rendite führen. Allerdings ist es wichtig, die ESG-Kriterien genau zu prüfen, um sicherzustellen, dass die Geldanlage tatsächlich nachhaltig ist und kein Greenwashing betrieben wird.

Für Anleger, die regelmäßig in nachhaltige ETFs investieren möchten, gibt es auch die Möglichkeit von ETF-Sparplänen. Diese ermöglichen es, regelmäßig einen festgelegten Betrag in nachhaltige ETFs zu investieren, ähnlich wie bei herkömmlichen ETF-Sparplänen.

Grüne Kredite und Hypotheken

Energieeffiziente Baufinanzierung

Die KfW-Bankengruppe spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung nachhaltiger Bauvorhaben in Deutschland. Unternehmen und Privatpersonen können von speziellen Kreditprogrammen und Zuschüssen profitieren, die auf energieeffizientes Bauen und Sanieren abzielen. Diese Programme sind Teil der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die seit dem 1. Juli 2021 in Kraft ist und zum Klimaschutzprogramm der Bundesregierung gehört.

Ein wichtiger Grundsatz dieser Förderung lautet: Je weniger Energie eine Immobilie verbraucht, desto mehr Kredit und vor allem desto mehr Tilgungszuschuss erhalten Bauherren und Käufer von Immobilien. Dies schafft einen starken Anreiz für energieeffizientes Bauen und Sanieren.

Für Neubauten, die den Standard eines „Effizienzhauses 40“ erfüllen, können Anträge bei der KfW gestellt werden. Hier beteiligt sich der Staat mit bis zu 40% an den Kosten einer energetischen Sanierung. Dies zeigt, wie stark die Förderung auf die Verbesserung der Energieeffizienz ausgerichtet ist.

E-Auto-Kredite

Die Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird als essenziell für die Verkehrswende betrachtet. Um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu erleichtern, gibt es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme.

Für die Finanzierung eines Elektroautos stehen mehrere Optionen zur Verfügung:

  1. Klassischer Ratenkredit: Hierbei wird das Elektroauto in festen monatlichen Raten abbezahlt. Die meisten Banken bieten Kreditlaufzeiten bis zu 7 Jahre, einige sogar bis zu 10 Jahre.
  2. Leasing: Diese Option ist besonders für Selbstständige aufgrund der Steuervorteile interessant.
  3. Drei-Wege-Finanzierung: Bei dieser flexiblen Option zahlen Kunden während der Laufzeit (meist 2 bis 5 Jahre) niedrige Monatsraten. Am Ende der Laufzeit haben sie die Wahl, die Restsumme zu tilgen, mit einem neuen Kredit zu finanzieren oder das Elektroauto an den Händler zurückzugeben.

Ein wichtiger Tipp: Bei der Kreditanfrage sollte der Verwendungszweck „Autofinanzierung“ angegeben werden, da Autokredite im Durchschnitt 17% günstiger sind als Ratenkredite mit freier Verwendung.

Zusätzlich können Käufer von Elektroautos von der staatlichen Prämie profitieren. Diese kann bei Kreditfinanzierung für eine Sondertilgung verwendet werden, was die Zinsbelastung deutlich senken kann.

Ökologische Sanierungsdarlehen

Für die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien bietet die KfW ebenfalls attraktive Fördermöglichkeiten. Diese umfassen zinsgünstige Kredite und Kredite mit Tilgungszuschuss für verschiedene Maßnahmen zur energetischen Sanierung.

Neben der KfW-Förderung gibt es auch Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für einzelne Sanierungsmaßnahmen wie Energieberatung, Heizungsmodernisierung und Dämmmaßnahmen.

Seit 2020 können energetische Sanierungsmaßnahmen zudem als Steuerbonus geltend gemacht werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Maßnahmen an selbstgenutztem Wohneigentum durchgeführt werden, das mindestens zehn Jahre alt ist, und von Fachunternehmen umgesetzt werden. Bei Erfüllung der Kriterien können bis zu 20% der Kosten, maximal 40.000 Euro, über drei Jahre verteilt steuerlich geltend gemacht werden.

Für Eigenheimbesitzer, die ihr Zuhause renovieren, modernisieren oder umbauen möchten, ist ein Modernisierungskredit eine beliebte Option. Dieser zweckgebundene Ratenkredit ermöglicht in der Regel Beträge zwischen 5.000 und 50.000 Euro zu vergleichsweise günstigen Zinskonditionen. Ein Vorteil dieses Kreditmodells ist, dass keine Grundschuldeintragung nötig ist und der Antragsprozess in der Regel unkompliziert ist.

Alternativ kann auch ein Sanierungsdarlehen aus einem Bausparvertrag eine vielversprechende Option sein. Diese Darlehen bieten planbare Zinsen, flexible Verwendungsmöglichkeiten und können von staatlichen Förderungen profitieren. Sie können für eine Vielzahl von Maßnahmen genutzt werden, einschließlich energetischer Sanierungen an Dämmung, Fenstern oder Heizung.

Nachhaltigkeit im Firmenkundengeschäft

Green Bonds

Green Bonds haben sich zu einem wichtigen Instrument für nachhaltige Finanzierungen entwickelt. Diese grünen Anleihen dienen der Finanzierung von Projekten mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt. Seit ihrer Einführung im Jahr 2007 durch die Weltbank hat sich das Volumen dieser Anleihen vervielfacht. Allein im Jahr 2020 wurden weltweit Green Bonds im Wert von 224 Milliarden Euro neu emittiert.

Die Nachfrage nach Green Bonds übersteigt derzeit das Angebot deutlich. Unternehmen, Staaten und Banken nutzen diese Anleihen zunehmend zur Refinanzierung und zur Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategien. Das Spektrum der finanzierten Projekte ist breit und umfasst erneuerbare Energien, Elektromobilität, Energieeffizienz und Ressourcenschonung.

Obwohl es noch keine verbindlichen Standards für Green Bonds gibt, haben sich freiwillige Richtlinien etabliert. Die Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) legen fest, wofür die Erlöse verwendet werden dürfen und wie das Reporting aussehen soll. Zusätzlich wurde im November 2023 der EU-Green Bond Standard eingeführt, der sich an den Vorgaben der EU-Taxonomie orientiert.

Nachhaltigkeits-linked Loans

Neben Green Bonds gewinnen auch Nachhaltigkeits-linked Loans an Bedeutung im Firmenkundengeschäft. Diese Kredite sind an die Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele gekoppelt. Im Gegensatz zu Green Bonds, bei denen die Mittelverwendung festgelegt ist, können Unternehmen diese Kredite flexibler einsetzen.

Die Konditionen dieser Kredite sind oft an die Verbesserung von ESG-Kennzahlen (Environmental, Social, Governance) geknüpft. Erreicht ein Unternehmen die vereinbarten Ziele, kann es von günstigeren Zinssätzen profitieren. Dies schafft einen zusätzlichen Anreiz für Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern.

ESG-Ratings für Unternehmen

ESG-Ratings spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Bewertung von Unternehmen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeitsperformance. Diese Ratings bewerten Geschäftspraktiken anhand ökologischer, sozialer und die Unternehmensführung betreffender Faktoren.

Die Berechnung von ESG-Ratings erfolgt meist anhand gewichteter Kriterien, wobei die Gewichtung branchenspezifisch festgelegt wird. Zu den bewerteten Themen gehören unter anderem:

  • Umwelt: Klimawandel, Ressourcenverbrauch, Abfallmanagement
  • Soziales: Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Produktverantwortung
  • Unternehmensführung: Unternehmensethik, Transparenz, Risikomanagement

ESG-Ratings werden von verschiedenen Anbietern erstellt, wobei MSCI, ISS ESG und Sustainalytics zu den bekanntesten gehören. Diese Ratings dienen Investoren als Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Investments und helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern und zu kommunizieren.

Die zunehmende Bedeutung von ESG-Kriterien im Firmenkundengeschäft spiegelt den allgemeinen Trend zu mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft wider. Banken nehmen dabei eine wichtige Vermittlerrolle ein, indem sie Kapital in nachhaltige und „grüne“ Investitionen lenken. Dies trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern eröffnet auch neue Geschäftsmöglichkeiten und hilft Unternehmen, sich an veränderte regulatorische Anforderungen anzupassen.

Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Firmenkundengeschäft ist somit nicht nur eine ethische Entscheidung, sondern zunehmend auch ein wirtschaftlicher Imperativ. Unternehmen, die sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen, können von verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten und einer stärkeren Positionierung am Markt profitieren.

Digitalisierung und nachhaltige Finanzierung

Die Digitalisierung spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Umsetzung nachhaltiger Finanzierungspraktiken. Sie ermöglicht neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen, die die Finanzbranche vor Herausforderungen stellen, aber auch Chancen bieten. Gleichzeitig wächst die Erwartung, dass die Finanzbranche eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der UNO Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens übernimmt. In diesem Kontext haben sich drei Hauptbereiche herauskristallisiert: Green FinTech, Blockchain für Transparenz und KI-gestützte ESG-Analysen.

Green FinTech

Green FinTech kombiniert Finanztechnologie mit Umweltzielen und fördert so Nachhaltigkeit. Laut Global Market Estimates wird erwartet, dass der globale Green-FinTech-Markt von 2024 bis 2029 jährlich um 22,4% wächst. Diese Entwicklung zeigt das enorme Potenzial dieses Sektors.

Green FinTech umfasst die Entwicklung digitaler Tools und Plattformen, die grüne Investitionen erleichtern, Transparenz in der Umweltberichterstattung fördern und umweltfreundliche Finanzprodukte und -dienstleistungen unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist die Bank Tomorrow, die aktiv Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen, zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums unterstützt. Mit jeder Transaktion, die Kunden mit einer Tomorrow-Karte tätigen, werden Klimaschutzmaßnahmen finanziert.

Blockchain für Transparenz

Die Blockchain-Technologie hat sich als vielversprechendes Instrument zur Steigerung der Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der nachhaltigen Finanzierung erwiesen. Sie kann als Enabler für die ganzheitliche Abbildung aller relevanten Produktinformationen in Form eines digitalen Produktpasses dienen.

Die dezentrale Architektur der Blockchain basiert auf Self-Sovereign Identities (SSI), wodurch jeder Akteur in der Wertschöpfungskette eines Produkts eine eigene digitale und anonyme Identität erhält, um Daten bereitzustellen. Dies reduziert Transaktionskosten und erhöht die Transparenz, da alle Teilnehmer jederzeit Zugriff auf die Daten haben.

Ein digitaler Produktpass könnte in verschiedenen Nachhaltigkeitsdimensionen Mehrwerte generieren:

  1. Ökologische Nachhaltigkeit
  2. Ökonomische Nachhaltigkeit
  3. Sozial-ökologische Nachhaltigkeit

Im Bereich der Green Bonds zeigt die Blockchain-Technologie ebenfalls großes Potenzial. Sie kann dazu beitragen, das Vertrauen in Green Bonds als Finanzierungsinstrument und Anlageoption zu erhöhen, indem sie Emissionen transparent und wahrheitsgetreu ausweist.

KI-gestützte ESG-Analysen

Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen bieten neue Möglichkeiten, um die Erhebung von ESG-Daten (Environmental, Social und Governance) effizienter und schneller zu gestalten. KI-Tools können große Datenmengen schnell durchsuchen und relevante Informationen extrahieren, was den Rechercheprozess erheblich beschleunigt.

Die Stärken der KI liegen klar im Auffinden von Datenpunkten und in der Effizienz. Sie kann hervorragend große Mengen an Daten durchsuchen und relevante Informationen schnell herausfiltern. Dennoch bleibt die menschliche Expertise unverzichtbar, um die gefundenen Kontroversen zu bewerten und nach Schweregraden zu klassifizieren.

KI ermöglicht eine umfassende Datenerhebung aus verschiedenen Quellen und kann Muster erkennen, Trends identifizieren und präzise Analysen zu Umweltauswirkungen, sozialen Belangen und Governance-Themen liefern. Zudem erleichtert die Implementierung von KI die Automatisierung von wiederkehrenden Aufgaben im Berichterstattungsprozess.

Ein innovativer Ansatz besteht darin, finanzielle Key-Performance-Indicators (KPIs) mit nichtfinanziellen Kriterien zu verknüpfen. Dies ermöglicht eine umfassende Bewertung der finanziellen und nachhaltigen Leistung eines Unternehmens und schafft eine ganzheitliche Sicht auf das Unternehmensergebnis.

Trotz des enormen Potenzials von KI-Tools bleibt die Expertise menschlicher Analyst*innen unersetzbar. Die Zukunft des Nachhaltigkeitsresearchs liegt in der harmonischen Zusammenführung von KI-Technologie und menschlicher Intelligenz.

Die Integration von Digitalisierung in nachhaltige Finanzierungspraktiken bietet enorme Chancen, erfordert aber auch sorgfältige Überlegungen hinsichtlich Datenschutz, Ethik und Transparenz. Mit der richtigen Balance zwischen technologischer Innovation und menschlicher Expertise kann die Finanzbranche einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung globaler Nachhaltigkeitsziele leisten.

Internationale Perspektiven auf grünes Banking

Best Practices weltweit

Der Schweizer Finanzplatz nimmt eine weltweit führende Rolle im Bereich des grünen Bankings ein. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat in den letzten Jahren verschiedene Initiativen angestoßen, um diese Position zu festigen und einen effektiven Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Ein Beispiel für Best Practices ist die Empfehlung der SBVg an ihre Mitglieder, internationalen Netto-Null-Allianzen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im Bankbereich beizutreten. Diese Allianzen werden als wirksame Instrumente zur Erreichung der Klimaziele 2050 angesehen.

Ein weiteres Beispiel für Best Practices kommt von der Raiffeisen Bank International (RBI). Die Bank hat im Jahr 2021 die Principles for Responsible Banking unterzeichnet und wurde von der UNEP Finance Initiative als eines von drei globalen Fallbeispielen für „good practice“ ausgewählt. Die RBI hat Nachhaltigkeit als eine ihrer vier strategischen Säulen verankert, neben Wachstum, digitaler Transformation und Kostendisziplin. Dies zeigt, wie Nachhaltigkeit integral in die Geschäftsstrategie einer Bank integriert werden kann.

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Globale Initiativen

Auf internationaler Ebene hat die Schweiz als UN-Mitgliedstaat die Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet und das Pariser Klimaabkommen ratifiziert. Diese zwischenstaatlichen Vereinbarungen zielen darauf ab, die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu sichern, indem sie einen Wandel in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen.

Die Principles for Responsible Banking (PRB) stellen eine weitere wichtige globale Initiative dar. Diese Prinzipien führen zu einem ganzheitlichen, in die Gruppe integrierten Ansatz für nachhaltiges Banking. Die RBI hat beispielsweise einen langfristigen Plan zur stärkeren Integration von Nachhaltigkeit in verschiedene Bereiche ihrer Geschäftstätigkeit gestartet. Dies umfasst Geschäftsstrategien, Richtlinien, Steuerungsmechanismen, Kundenengagement, Produktportfolio, Stakeholder-Kooperation, interne ESG-Governance und eine ESG-Akademie.

Ein wichtiger Meilenstein der PRB ist die Durchführung einer Auswirkungsanalyse des Portfolios anhand der Ziele für nachhaltige Entwicklung und der relevanten ESG-Auswirkungsbereiche. Die RBI hat festgestellt, dass die wesentlichen negativen Auswirkungen in Bezug auf den größten Anteil ihres Engagements in den Bereichen „Klimawandel“ und „Kreislaufwirtschaft“ liegen.

Ländervergleich

In Deutschland bieten immer mehr Banken „grüne“ Girokonten an. GREEN.WORKS hat das Angebot von neun in Deutschland tätigen Banken verglichen, um festzustellen, welche Bank das beste Nachhaltigkeitsangebot für Firmenkunden hat. Dies zeigt, dass der Trend zu nachhaltigen Bankprodukten nicht nur auf internationaler Ebene, sondern auch auf nationaler Ebene an Bedeutung gewinnt.

Die RBI hat sich ein deutlich unter 2° liegendes Ziel für 2040 gesetzt und kennt ihre sektorspezifischen Emissionsintensitäten. Die wissenschaftsbasierten Ziele der Bank wurden im September 2022 offiziell genehmigt und basieren auf der anerkannten PCAF-Methode (Partnership for Carbon Accounting Financials). Dies stellt ein wichtiges Instrument dar, um die Finanzierung von Aktivitäten zu steuern, die mit den Zielen des Pariser Abkommens vereinbar sind.

Die Bank plant, sich auf entwickelte sektorale Strategien zu stützen, um die Struktur ihres Kreditportfolios und das Engagement ihrer Kunden in Bezug auf die von ihnen finanzierten Emissionsziele zu steuern. Diese Strategien fallen in drei Hauptkategorien: ausschließend (vollständiger oder teilweiser Ausschluss von Sektoren oder Kunden), transformativ (Unterstützung von Sektoren und Kunden auf ihrem Weg zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen) und unterstützend (für Sektoren und Unternehmen, die bereits an der grünen und sozial gerechten Wirtschaft der Zukunft beteiligt sind).

Die SBVg hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle Kundenberaterinnen und Kundenberater über entsprechende Kenntnisse im Bereich ESG verfügen und diese im Beratungsprozess einsetzen. Um die Maßnahmen erfolgreich umzusetzen und bestmögliche Resultate zu erzielen, steht die SBVg in regelmäßigem Dialog mit allen relevanten Akteuren der Branche, den Aufsichtsbehörden, dem Bund, wichtigen Verbänden, NGOs und der Zivilgesellschaft.

Bildung und Bewusstsein für nachhaltige Finanzen

Die zunehmende Bedeutung nachhaltiger Finanzierungen erfordert ein tieferes Verständnis und Bewusstsein bei Verbrauchern und Finanzakteuren. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene Initiativen und Maßnahmen erforderlich, die sich auf finanzielle Bildung, Nachhaltigkeitsberatung und Verbraucherschutz konzentrieren.

Finanzielle Bildung

Finanzielle Bildung ist der Schlüssel, um Verbraucher in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen über nachhaltige Finanzprodukte zu treffen. Der komplexe Finanzjargon kann für viele einschüchternd sein, was das Verständnis wichtiger Finanzthemen erschwert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben die Finanzaufsicht BaFin und andere nationale sowie europäische Aufsichtsbehörden ein interaktives Informationsblatt in allen EU-Sprachen veröffentlicht. Dieses Dokument konzentriert sich auf die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten und erklärt Fachbegriffe auf einfache und verständliche Weise.

Darüber hinaus können Organisationen der Weiterbildung eine wichtige Rolle bei der Förderung der finanziellen Bildung spielen. In der Schweiz beispielsweise unterstützt der Bund solche Organisationen finanziell, um systematische Leistungen in den Bereichen Information, Sensibilisierung, Koordination und Qualitätssicherung zu erbringen. Diese Unterstützung erfolgt im Rahmen von vierjährigen Leistungsverträgen und kann ab 2025 auch Leistungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung umfassen.

Nachhaltigkeitsberatung

Eine fundierte Nachhaltigkeitsberatung ist entscheidend, um Verbraucher bei der Auswahl geeigneter nachhaltiger Finanzprodukte zu unterstützen. Seit dem 2. August 2022 sind Berater gesetzlich verpflichtet, nach den Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu fragen und entsprechende Informationen zu den Nachhaltigkeitsmerkmalen der Produkte bereitzustellen.

Bei der Beratung werden Verbraucher nach ihren spezifischen Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt. Dies umfasst drei Hauptaspekte:

  1. Der Mindestanteil an ökologisch-nachhaltigen Investitionen gemäß der EU-Taxonomie-Verordnung.
  2. Der Mindestanteil an nachhaltigen Investitionen gemäß der EU-Offenlegungsverordnung.
  3. Die Berücksichtigung der wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren.

Die Berater sind verpflichtet, Produkte zu empfehlen, die den Präferenzen der Kunden entsprechen. Dabei werden auch andere Anlageziele wie die gewünschte Anlagedauer, Risikotoleranz und der Anlagezweck berücksichtigt.

Verbraucherschutz

Der Schutz der Verbraucher vor irreführenden Praktiken wie Greenwashing ist ein wesentlicher Aspekt der nachhaltigen Finanzbildung. Das interaktive Informationsblatt der Finanzaufsichtsbehörden gibt vier wichtige Empfehlungen für Verbraucher:

  1. Klären Sie Ihre Nachhaltigkeitspräferenzen und finanziellen Ziele, bevor Sie sich für ein Produkt entscheiden.
  2. Achten Sie auf die Bedingungen und Nachhaltigkeitsmerkmale der Produkte, um Greenwashing zu vermeiden.
  3. Beachten Sie, dass auch nachhaltige Finanzprodukte Risiken bergen.
  4. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung und informieren Sie sich bei Anbietern oder Beratern, insbesondere bei Geldanlagen und Lebensversicherungen.

Um die Transparenz zu erhöhen und Greenwashing zu vermeiden, hat der Schweizer Bundesrat per 1. Januar 2024 eine Verordnung zur verbindlichen Klimaberichterstattung für große Schweizer Unternehmen in Kraft gesetzt. Diese Verordnung verpflichtet Publikumsgesellschaften, Banken und Versicherungen ab einer bestimmten Größe, öffentlich über Klimabelange Bericht zu erstatten.

Die Förderung von Bildung und Bewusstsein für nachhaltige Finanzen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der finanzielle Bildung, qualifizierte Beratung und robusten Verbraucherschutz umfasst. Durch diese Maßnahmen können Verbraucher besser verstehen, wie sie mit ihren finanziellen Entscheidungen zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen können. Gleichzeitig wird der Finanzsektor dazu angehalten, transparenter und verantwortungsvoller zu agieren, was letztendlich zu einem stabileren und nachhaltigeren Finanzsystem führt.

Schlussfolgerung

Die Entwicklung nachhaltiger Finanzpraktiken hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die gesamte Finanzbranche. Von grünen Anlagestrategien bis hin zu digitalen Innovationen zeigt sich, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine ethische Entscheidung ist, sondern zunehmend auch wirtschaftlich sinnvoll. Diese Veränderung bietet Chancen für Investoren, Unternehmen und Finanzinstitute, aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen.

Um den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Finanzwelt zu unterstützen, sind Bildung und Transparenz entscheidend. Verbraucher müssen in der Lage sein, fundierte Entscheidungen zu treffen, während Finanzakteure verantwortungsvoll und ethisch handeln sollten. Mit dem richtigen Gleichgewicht zwischen Innovation, Regulierung und Bewusstseinsbildung kann die Finanzbranche eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft spielen.